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Was sollte (und soll?) der ESM leisten?
Er sollte im Wesentlichen sicherstellen, dass die jahrzehntelange
Unsitte, Löcher im Staatshaushalt über Staatsanleihen statt über
angemessene Besteuerung zu finanzieren, in den Euro-Ländern
nicht zusammenbricht. Das Signal an „die Finanzmärkte“, sprich
die internationalen Groß-Kapitalgeber, war:
„Seht her, diese Megabank ESM sorgt dafür, dass eure Anleihen
pünktlich zurückgezahlt werden, auch wenn ein Euro-Staat mal in
Zahlungsschwierigkeiten gerät – also spielt das Anleihe-Spiel bitte
weiterhin mit, zu vernünftigen Zinssätzen!“
Der Preis für dieses Sicherheitsversprechen an die Großgläubiger:
Alle Euro-Staaten müssen Milliardenbeträge in den ESM-Topf ein-
zahlen, mit realen jährlichen Beiträgen und mit jederzeit abrufbaren
Garantiesummen. Und falls ein Beitragszahler in Finanznot gerät,
müssen die anderen seinen Beitrag und seine Garantiesumme mit
übernehmen.
Was sagt das Verfassungsgericht dazu?
Präsident Vosskuhle betonte zunächst, dass das Gericht nicht über
Sinnhaftigkeit und Zweckmäßigkeit des ESM-Konstrukts befindet,
sondern nur über die Rechtmäßigkeit. Die Verantwortung dafür
bindet das Gericht zurück an die Politik.
Gegenüber dem ESM-Konstrukt allerdings meldet das Gericht
erhebliche Vorbehalte an (auch wenn Politik und Presse das jetzt
herunterspielen):
1. Bei der Ratifizierung des ESM-Vertrags durch Gauck ist sicher-
zustellen, dass die Haftungssumme von 190 Milliarden Euro nicht
erhöht werden kann ohne erneute Zustimmung des Parlaments
2. Die im ESM-Vertrag formulierte Geheimhaltung (und damit auch
juristische Immunität der ESM-Mitarbeiter) ist nicht rechtens –
Bundestag und Bundesrat müssen jederzeit Zugang zu allen Informationen
und Unterlagen haben.
3. Die Bundesregierung muss völkerrechtlich sicherstellen, dass sie
sich an den ESM nicht gebunden fühlt, wenn diese Vorbehalte
nicht abgesichert sind!!!
„Ein guter Tag für Europa“, sagt Frau Merkel...
Nicht unbedingt. Sicherlich gut, dass die ESM-Aktivitäten nicht mehr geheim
und juristisch unanfechtbar ablaufen können – und dass jede weitere Haftungs-
erhöhung nun öffentlich wird. Das erschwert das „Durchregieren“ von oben...
Andererseits taugt dieser Vorbehalts-ESM sicher nur begrenzt als Brandmauer
gegen weitere Spekulationsattacken, zumal da Gerichtspräsident Vosskuhle
betont hat, dass die Hauptsache-Verhandlung noch aussteht und die von Draghi
angekündigten EZB-Anleihe-Käufe dort zur Prüfung anstehen.
Vor allem aber: Das ESM-EZB-Modell löst die Schuldenprobleme der Euro-
länder nicht, es schiebt sie bestenfalls auf oder verschärft sie, weil der rigide
Sparkurs die Wirtschaften in die Rezession treibt. Eine wirkliche Lösung ist
nur in Sicht, wenn die gewaltigen Vermögensbestände der Krisengewinner
angezapft werden. Deshalb:
Auf nach Bochum zum Bundesweiten Aktionstag am 29.Sept.
UmFAIRteilen
Reichtum besteuern! Vermögensabgabe jetzt!
Steuerflucht verhindern! Finanzsektor regulieren!
Innenseite: |
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Wir alle in der Schuldenfalle...
Frau Merkel sagt, mit dieser Schuldenkrise haben wir noch 10 Jahre
zu tun, weil die Schulden ja auch in Jahrzehnten aufgehäuft wurden...
In der Tat:
Die Euroländer finanzieren ihre Staatshaushalte nur teilweise über Steuern.
Fehlendes Geld leihen sich die Regierungen immer an den Finanzmärkten:
Staatsanleihen! Wenn diese Anleihen fällig werden, also zurückgezahlt
werden müssen, leihen sich die Staaten dafür neues Geld bei den Finanz-
märkten! Und oft gehen sie noch weitere Schulden ein = Neuverschuldung.
So sind überall erhebliche Schuldenberge gewachsen, und die Zinsen für
die Gläubiger nehmen einen immer größeren Teil der Staatshaushalte in
Anspruch (in Deutschland: zweitgrößter Haushaltsposten!).
In der Finanzkrise 2008 haben sich die Eurostaaten dann durch Banken-
rettungs- und Konjunkturpakete noch höher verschuldet –
bei den Geldgebern (Finanzmärkte) sind Zweifel entstanden, ob die
Staaten weiterhin ihre Anleihen zurückzahlen könnten. Diese Zweifel
lassen sie sich nun mit hohen „Risikozinsen“ bezahlen. Das führte in die
Schuldenfalle: die Euroländer sind den Finanzmärkten ausgeliefert.
Merkels Rezepte...
Deswegen sagt Frau Merkel, Europa braucht jetzt einen dauerhaften
„Rettungsschirm“, den ESM (Europäischer StabilitätsMechanismus),
der den Eurostaaten Geld leihen kann, wenn sie Geld an den Finanz-
märkten nur noch zu Horrorzinsen bekommen würden...
Dieser ESM wirkt also zunächst wie ein Fonds, in den alle Eurostaaten
Geld einzahlen sollen, um ggf. ein Land „aus der Schusslinie“ der
Finanzmärkte zu holen. Das klingt fast wie Solidarität...
Der ESM ist aber viel mehr:
Er ist eine Europäische Super-Behörde, die die Euroländer zu Haushalts-
disziplin zwingen soll, ohne Rücksicht auf ihre jeweilige Wirtschaftslage.
Geld gibt es nämlich nur, wenn sich die Länder verpflichten, Haushalts-
politik und Schuldenmanagement den Sparkriterien des Fiskalpakts
(siehe Innenseite) zu unterwerfen.
ESM & Co bilden das Fundament für eine neoliberale Europäische
Wirtschaftsregierung: die Staatsausgaben sollen EU-weit angeglichen
werden (Schuldenbremsen), eine Harmonisierung der Staatseinnahmen
(Steuern etc) bleibt ungeklärt. Das heißt: Agenda 2010 für ganz Europa!
Weg mit ESM & Co
Diese (bereits auf EU-Ebene beschlossenen) Verträge müssen
gestoppt (= vom Bundestag nicht ratifiziert) werden, denn:
1. der ESM ist eine Mega-Bank und eine EU-Superbehörde ohne jede
öffentliche Kontrolle und demokratische Legitimation
2. das Dilemma der Staatsfinanzierung in der EU (Anleihen statt Steuern)
bleibt, die EU bleibt ein einträgliches Territorium für die Finanzmärkte
3. die Schuldenberge sollen abgeschmolzen werden auf 60% des BIP
durch „Wachstum“, Sparpakete und Privatisierungen öffentlicher Güter,
eine Beteiligung der Krisenprofiteure ist dagegen nicht vorgesehen!
4. die Spar-Manie treibt bereits jetzt Euroländer in die Rezession und
zerstört das Projekt Europa!
Da hilft nur Druck von unten:
Aufkleber auf den Briefkasten, aufs Auto oder den Laptop!
Unterschrift auf unsere Protestpostkarte an Frau Merkel!
Mitmachen bei den Protesttagen am 12. und 17.-19. Mai!
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